LEG: Gewinne, Gewinne, Gewinne …

Mieter*innen-Initiative fordert „Mietsenkung statt Übergewinnsteuer“

Bei den verpflichtenden Quartalsberichten der LEG Immobilien SE geht es zu wie auf dem Jahrmarkt: „Gewinne, Gewinne, Gewinne …“ schreit der Vorstand. Die LEG „belohnt“ sich erneut durch Mietpreiserhöhungen und massiven Wohnungszukauf. Wie das Unternehmen gestern (10. August 2022) mitteilte, steigerte der zweitgrößte deutsche Vermieter seinen Gewinn auch im zweiten Quartal diesen Jahres. „Im Jahresvergleich um 5,2 Prozent auf 120 Millionen Euro“, wie die Webseiten-Betreiber von wallstreet-online berechnet haben. Der LEG-Vorstand um Konzernchef Lars von Lackum sei zuversichtlich, so die Webseite, in diesem Jahr das operative Ergebnis auf 475 Millionen bis 490 Millionen Euro steigern zu können.

Durchschnittliche Mietpreiserhöhung um 2,6 Prozent

Die Mietpreise bei der LEG liegen derzeit bei 6,26 Euro pro Quadratmeter. Damit verteuerte sich das Wohnen bei der LEG im vergangenen Jahr für alle 500.000 Mieter*innen in den aktuell etwa 166.000 Wohnungen um rund 2,6 Prozent. Dies geht aus der Pressemitteilung der LEG von gestern hervor. Zudem bewertet die LEG laut Pressemeitteilung ihre Wohnungen mit aktuell „1.828 Euro/qm (31. Dezember 2021: 1.706 Euro/qm). Die Bruttomietrendite des Portfolios betrug 4,0 Prozent.“

Kein Leerstand bei der LEG – nicht nur in Münster

Heute bietet die LEG im Netz lediglich eine Wohnung (86 m² für 870,70 €) in der Philippistraße 13 in Berg Fidel an. Abgesehen davon, dass der Quadratmeterpreis von 10,12 Euro ziemlich unverschämt ist, zeigt die Situation beim größten privaten Vermieter in Münster, wie abgeräumt der Wohnungsmarkt in der Universitätsstadt ist. Ist die Wohnung in Berg Fidel tatsächlich die einzige freie der LEG in Münster kommt das börsennotierte auf eine Vermietquote von rund 99,98 Prozent. Mit nur 2,2 Prozent Leerstand unternehmensweit (vor einem Jahr standen noch 2,5 Prozent der LEG-Wohnungen leer) nutzt die LEG die Not der Mieter*innen weiter aus. Sehr zur Freude des Unternehmenschef Lars von Lackum, der gegenüber dem Handelsblatt erklärte: „Das ist die niedrigste Leerstandsquote, die die LEG jemals verzeichnet hat. Damit ist die LEG […] strukturell vollvermietet.“ Das sind glänzende Zeiten für die LEG-Aktionäre, die sich, auch weil sehr viele nicht in Deutschland steuerpflichtig sind, zusätzliche goldene Nasen verdienen. Dies alles finanziert auf den häufig schmalen Schultern ihrer Mieter*innen.

Mieten runter

Obwohl auch die aktuellen Krisen sicherlich der LEG helfen die Gewinne zu steigern, spricht sich Werner Szybalski von der LEG-Mieter*innen-Initiative Münster gegen eine Übergewinnsteuer für die LEG aus: „Schon seit Jahren quetscht die LEG ihre Mieter*innen Jahr für Jahr stärker aus. Die Steuerquote ist lächerlich gering. In 2021 gingen gerade einmal 0,2 Prozent des Gewinns an den Fiskus. Was wir brauchen ist eine deutliche Mietsenkung.“ Gemessen an den aktuell veröffentlichten Zahlen und auf Grundlage der Gewinnverteilung für das Vorjahr könnten nach Berechnungen der LEG-Mieter*innen-Initiative die Mieten durch Verzicht auf eine Rendite für die Aktionär*innen um fast ein Drittel gesenkt werden. „Bei einer monatlichen Mieteinnahme der LEG von 66,23 Millionen Euro und einem Gewinn von 120 Millionen im zweiten Quartal diesen Jahres könnten ohne Gewinnabführung an die Aktionär*innen, die für 2021 in diesem Jahr 43,4 Prozent des Gewinns abschöpften, die Mieten um 26,21 Prozent gesenkt werden.“ Die aktuelle Forderung der Initiative, die LEG sollte wegen der zu erwartenden Preisexplosion bei den Energiekosten im Winter auf zwei Kaltmieten verzichten, erscheint im Licht der LEG-Quartalsmeldung als nahezu harmlos und auf jeden Fall zu niedrig. „Insgesamt muss ich feststellen, dass Wohnen – immerhin ein Menschenrecht – nicht auf den Markt gehört. Wohnungen und Häuser sollten weder Kapitalanlagen noch Altersvorsorge sein. Wohnungen sind zum Wohnen da!“

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