Vonovia profitiert trotz Inflation von steigenden Mieten und Nebenkosten

Trotz den hohen Belastungen der Mieterschaft durch Inflation und Energiekreise profitiert die Vonovia auch weiter kräftig von steigenden Mieten und Nebenkostenabrechnungen. Laut dem heute veröffentlichten Halbjahresbericht des Konzerns liegen die Mietsteigerungen und Ergebnisse aus dem Vermietungsgeschäft auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Die Inflation wirkt sich auf die grundmietenrelevanten laufenden Kosten der Vonovia kaum aus. Als vermieterbeherrschter Energieversorger macht die Vonovia auch Gewinne mit den Strom- und Heizkostenabrechnungen. Ihre Einkaufspreise für Strom und Gas legt sie nicht offen.

„Es darf vorläufig keine Mieterhöhungen geben!“

Knut Unger von der Plattform kritischere Immobilien-Aktionär*innen
Knut Unger

„Die Vonovia hat in den letzten Jahren wirklich genug von den Mieter*innen profitiert“, meint Knut Unger von der Plattform kritischere Immobilien-Aktionär*innen: „Wenn Konzern-Chef Buch seine Sorge um die Mieter ernst nimmt, dann muss er seine Preistreiberei jetzt sofort einstellen. Es darf vorläufig keine Mieterhöhungen geben. Voraussetzung dafür, dass höhere Zahlungen für Strom und Zentralheizung verlangt werden, sollte die vollständige Offenlegung der tatschlichen Kosten sein.“

Trotz Krisenanzeichen erhöhte Gewinnausschüttung?

Trotz anhaltender Mieterhöhungen stiegen die operativen Kennziffern der Vonovia (ohne Deutsche Wohnen) im ersten Halbjahr nicht wie gewohnt in allen Segmenten an. Die Steigerung der Gewinnziffer Group FFO pro Aktie basiert allein aus der größeren Masse nach Übernahme der Deutsche Wohnen. Da dieser Wert der Berechnung der Dividende zu Grund liegt, ist mit einer trotz Krisenanzeichen erhöhten Gewinnausschüttung im Jahr 2023 zu rechnen. Mehr denn je droht diese Ausschüttung auf Kosten der Mieter*innen zu erfolgen.

Die Mietsteigerungen der Vonovia im Wohnungsbestand ohne Modernisierungen betrugen ein Prozent. Das ist sehr viel weniger als die aktuelle Inflationsrate, aber etwa das Zehnfache ihrer Auswirkungen auf den Anteil der Instandhaltungskosten an den Mieteinnahmen. Die Behauptungen von Rolf Buch aus dem Juni, die Mieten müssten auf Inflationsniveau angehoben werden, sind also sehr weit hergeholt. Sollte die Vonovia die Möglichkeit nutzen, bei Neuabschluss von Mietverträgen Indexklauseln zu vereinbaren, wäre das nichts als eine extreme Bereicherung. „Bislang hat Buch keinen Verzicht auf Indexklauseln erklärt“, sagt Knut Unger. „Da generell ein Missbrauch durch die Vermieter nicht auszuschließen ist, muss der Gesetzgeber die Möglichkeit der Indexklausel schleunigst abschaffen.“

Inflation treibt Kosten bei Neubau und Modernisierung

Starke Auswirkungen der Inflation auf die Kosten sind allerdings beim Neubau und bei der Modernisierung zu erwarten. In der Konsequenz will die Vonovia den Neubau von Mietwohnen für den eigenen Bestand stark reduzieren, also sich noch weniger an der Lösung der Versorgungskrise beteiligen. Bei der Modernisierung will sie Investitionen in der bisherigen Größenordnung beibehalten. Hier profitiert die Vonovia unabhängig von den Baupreisen weiterhin von der Möglichkeit acht Prozent der Kosten pro Jahr auf die Mieten umzulegen. „Auch Modernisierungsmieterhöhungen, die über den dauerhaften Energieeinsparungen liegen, gehören jetzt eingestellt“, fordert Unger.

Wirtschaftliche Probleme der Vonovia bestehen in den stark gesunkenen Börsenkursen, also auf der Seite der Kapitalbeschaffung. Weiteres Größenwachstum ist abgesagt. Stattdessen soll die Vonovia massiv schrumpfen. Presseberichten zufolge wird geprüft, Immobilienbestände im Wert von 15 Milliarden Euro zu veräußern. Das wären weit mehr als 15 Prozent der jetzigen Verkehrswerte. „Wenn die Vonovia an andere Finanzinvestoren verkauft, droht eine Abwärtsspirale für die Wohnungen und ihre Mieter*innen“, befürchtet Unger: „Der Gesetzgeber muss Wohnungstransaktionen endlich stärker regulieren und dafür sorgen, dass möglichst viele Wohnungen unter gemeinwirtschaftliche Kontrolle kommen.“

Dabei dürfe man allerdings nicht in die Falle laufen, die spekulativen Immobilien-Bewertungen der Vonovia auch noch auf Kosten des Steuerzahlers zu stützen. Unger: „Deshalb ist es so wichtig, dass mit der Enteignungsdebatte in Berlin Bewegung in die Frage der Entschädigungsbewertung kommt.“

Mieterhöhung nicht ungeprüft akzeptieren

Auch die Vonovia-Mieter*innen selbst können dazu beitragen, dass der Konzern nicht wieder auf ihre Kosten von dieser Krise proftiert. Knut Unger: „Niemand sollte ungeprüft eine Mieterhöhung akzeptieren, schon gar nicht nach einer intrasparent abgerechneten Modernisierung. Und wenn die Vonovia ihre tatsächlichen Zahlungen für die Energiekosten nicht offen legt, haben die Mieter*innen einen guten Grund, Nachforderungen und laufende Vorauszahlungen zurückzubehalten.“

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