Stadt kauft Frauenstraße 24 von der LEG

Das Gebäude Frauenstraße 24 in Münster wurde von der Wohn- und Stadtbau der LEG abgekauft.

Die LEG-Mieter*innen-Initiative feiert gemeinsam mit der Projektgruppe „F24“, bestehend aus Hausbewohner*innen, dem Allgemeiner Studierendenausschuss der WWU, den Betreibern der KulturKneipe F24, dem Kulturverein Frauenstraße 24 sowie Bernd Uppena, Haussprecher der F24 von 1977 – 1981, dem Ex-Kommunalpolitiker Theo Sträßer (SPD) und der LEG-Mieter*innen-Initiative Münster, einen großartigen Erfolg. Das städtische Wohnungsunternehmen Wohn- und Stadtbau Münster wird voraussichtlich zum 1. August diesen Jahres Besitzer des traditionsreichen und früher hart umkämpften Wohn- und Geschäftshauses Frauenstraße 24 in Münster.

LEG-Mieter*innen-Initiative setzt den Ankauf auf die Agenda

Im August vergangenen Jahres hat die F24-Projektgruppe beim Rat der Stadt Münster einen Bürger*innenantrag gemäß § 24 Gemeindeordnung NRW eingereicht.

Die Stadt Münster tritt aktiv ein für die Erhaltung und nachhaltige Sicherung des Denkmals Frauenstraße 24 – für bezahlbares Wohnen in der Altstadt, als Kulturkneipe und Ort kultureller Begegnung.

Zu diesem Zweck veranlasst die Stadt Münster ein eigenes Tochterunternehmen – bevorzugt die Wohn- und Stadtbau GmbH mit langjähriger Erfahrung bei der Umsetzung und Verwaltung gemeinschaftlicher Wohnprojekte – über den Erwerb des Denkmals Frauenstraße 24 mit der LEG Immobilien SE zu verhandeln.

Das städtische Unternehmen kauft die Immobilie gegebenenfalls im eigenen Namen und für eigene Rechnung.

Ziel ist, die derzeitige Nutzung des Hauses nach Eigentumswechsel und Übernahme durch die städtische Gesellschaft grundsätzlich beizubehalten und gesichert fortzuführen.

Die Frauenstraße 24 soll von der städtischen Gesellschaft nachhaltig und wirtschaftlich auskömmlich verwaltet werden.

GO-Antrag der Projektgruppe F24

Dank der Initiative des ehemaligen Haussprechers Bernd Uppena und weiterer Ex-Bewohner*innen und Freund*innen des inzwischen zum wichtigen kulturellen Ort in Münster entwickelten Hauses in unmittelbarer Nähe des Schlosses wurde und wird die geschichtsträchtige F24 mit vielen Feierlichkeiten gewürdigt. Das Haus gehörte der WGM (Wohnungsgesellschaft Münsterland mbH), einer hundertprozentigen Tochter der LEG Immobilien SE. „Wir hatten in der LEG-Mieter*innen-Initiative Münster natürlich auch die F24 auf dem Schirm“, erklärte Werner Szybalski, Gründer und heute einer der Sprecher der Initiative.

Szybalski, der für die LEG-Mieter*innen-Initiative Mitglied im konzernweiten Kundenbeirat der LEG ist, wurde Anfang September 2020 am Rande einer Kundenbeiratssitzung in Dortmund in Sachen Rekommunalisierung der F24 aktiv: „Ich habe beim Chief Operating Officer der LEG, Dr. Volker Wiegel, einfach mal mündlich angefragt, ob es möglich wäre, das Haus in Münster zu erwerben. Im Dezember erhielt ich dann per Email tatsächlich ein Kaufangebot von der LEG. Mir wurde die F24 zu einem durchaus fairen, wenn auch marktüblichen Preis angeboten.“

Selbstverwaltung war nicht umsetzbar

Zunächst sprach Werner Szybalski mit den Hausbewohner*innen und sondierte, ob ein Ankauf durch die Bewohner*innen unter dem Dach des Mietshäuser-Syndikats möglich ist. Diese Bemühungen verliefen aber im Sande. Hauptgrund war neben dem fehlendem Geld, dass praktisch alle F24-Bewohner*innen studieren und deshalb meist nur für wenige Jahre im Haus wohnen.

Im Januar 2021 informierte Werner Szybalski den Vorsitzenden des Kulturvereins Frauenstraße 24, Dr. Joachim Hetscher, von dem bestehenden Kaufangebot für die F24. Nach diesem Gespräch fand sich die Projektgruppe zusammen, die schließlich im August den nun erfolgreich abgeschlossenen Bürger*innenantrag einbrachte.

Anfang Juli teile Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe der Projektgruppe mit, dass dem Bürger*innenantrag entsprochen wurde. Die F24, wie das Haus liebevoll von den Bewohner*innen und Freund*innen genannt wird, ist damit – ganz im Sinne der LEG-Mieter*innen-Initiative Münster – rekommunalisiert worden.

„Wir freuen uns riesig“, so Joachim Hetscher vom KulturVerein F24 in einer Medien-Information, „dass damit das als Denkmal geschütze Haus vor Immobilienspekulation dauerhaft geschützt wird und nachhaltig für bezahlbaren Wohnraum, als Kulturkneipe und Ort kultureller Begegnung in der Altstadt gesichert werden kann.“

Hausbesetzung für bezahlbaren Wohnraum

Auf drei Etagen über der Kneipe wohnen in der Frauenstraße 24 insgesamt 21 Menschen. Dies ist seit rund 40 Jahren so. Damals schrieb die inzwischen rund 120 Jahre alte F24 bundesweit Geschichte. Als eines der ersten Häuser in Deutschland wurde es wegen der großen Wohnungsnot in Münster von Studierenden besetzt. Am 3. Oktober 1973 bevölkerten rund 300 Menschen die F24. Ihr Ziel war es, das Haus vor dem geplanten Abriss zu retten und es dauerhaft als bezahlbaren Wohnraum für Studierende zu erhalten.

Schon vor 40 Jahren gab es in der Frauenstraße 24 Grund zum Jubel. Damals kaufte die WGM / LEG das Gebäude.

Westfälische Nachrichten: „Eine gute Entwicklung“

Auch in der Öffentlichkeit stieß die gelungene, von der LEG-Mieter*innen-Initiative initiierte und der Projektgruppe F24 umgesetzte Aktion auf positive Reaktion. So kommentierte Karin Völker, wohnungspolitische Lokalredakteurin der Westfälischen Nachrichten, den Ankauf: „Dass die Frauenstraße 24 – in Münster schlechthin das Symbol für den Widerstand gegen einen entfesselten Immobilienmarkt – nun nicht mehr dem börsennotierten Konzern LEG gehört, sondern mit der Wohn- und Stadtbau der Kommune, ist eine gute Entwicklung.“

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