Statt zusätzliche Wolldecken – niedrigere Dividenden auszahlen

Der LEG-Vorstandsboss in der Weißenburgsiedlung in Münster. (Foto: Werner Szybalski)

Lars von Lackum, Vorstandschef des zweitgrößten deutschen Vermieters LEG Immobilien SE, fordert von der Politik strengere Regeln, damit die Heiztemperaturen noch stärker abgesenkt werden können als bislang erlaubt. „Ich glaube, dass in der derzeitigen Kriegssituation der Bevölkerung in Deutschland klargemacht werden muss, dass jetzt Verzicht angesagt ist“, sagte laut Tagesschau von Lackum in einem Interview mit dem „Handelsblatt“. Die LEG begibt sich damit in das Fahrwasser des Branchenriesen Vonovia, dessen Chef Rolf Buch schon im März „erhebliche Problemen für viele Mieter bei den Nebenkosten“ erwartete. Vonovia kündigte Anfang Juli an, die Heiztemperaturen in ihren Wohnungen zumindest nachts abzusenken. Doch dies ist dem Bochumer Unternehmen noch nicht genug. Im Juni kündigte der Primus an, dass auch die Mieten inflationsbedingt steigen.

Von Lackum empfiehlt im Winter Pullover und zusätzliche Wolldecke in LEG-Wohnungen

Die LEG zeigt sich in den Worten ihres Vorstandsvorsitzenden mitfühlend mit ihren Mieter*innen. „Ohne harte Entscheidungen werden wir im Winter in große Probleme laufen“, so der LEG-Manager gegenüber dem Handelsblatt. In den eigenen vier Wänden einen zusätzlichen Pullover anzuziehen, werde womöglich nicht ausreichen. „Es wird wohl noch eine warme Wolldecke vonnöten sein.“

DMB: „Börsennotierte Wohnungskonzerne sind unsozial“

Dies alles führte nicht nur beim Deutschen Mieterbund (DMB) zu scharfer Kritik. „Dass Mieterinnen und Mieter für den eingebrochenen Aktienkurs von Vonovia und höhere Zinsen am Kapitalmarkt herhalten müssen, zeigt, dass die Geschäftsmodelle börsennotierter Wohnungskonzerne unsozial und spekulativ sind“, erklärte DMB-Präsident Lukas Siebenkotten laut Tagesschau. Übrigens, auch der Aktienkurs der LEG, der sich zuletzt zwar leicht erholte, hat rund ein Drittel seines Wertes verloren.

43,4 Prozent des LEG-Gewinns 2021 gingen an Aktionäre

Die LEG hat in diesem Jahr von jedem Euro Miete 43,4 Cent an die Aktionär*innen weitergereicht. Die Ausbeutung der Wohnungsmisere durch LEG – und natürlich auch Vonovia und anderen – führt immer mehr Mieter*innen in ein persönliches Finanzfiasko. Der LEG-Chef rechnet mit einer Erhöhung der Mietnebenkosten von „von ein bis zwei Monatsmieten zusätzlich“. Dies, so von Lackum im Interview mit dem Handelsblatt, führe dazu, „dass bundesweit bis zu 20 Prozent der Mieter das Problem mit den Energiepreisen finanziell allein nicht mehr in den Griff“ bekomme. Lars von Lackum sieht nicht sein Unternehmen sondern die Allgemeinheit, also den Staat mit seinen Steuergeldern, gefordert.

43,4 Prozent aller Mieteinnahmen aus 2021 wurden in diesem Jahr als Dividende an die LEG-Aktienbesitzer*innen ausgezahlt. (Grafik: LEG-Mieter*innen-Initiative Münster)

Szybalski fordert: „Auch die Reichen einmal die Zeche zahlen lassen“

„Dabei ist das Problem für die Mieter*innen, die seit Jahren von der LEG, Vonovia und Co. finanziell ausgequetscht werden, einfach durch die Vermieter*innen zu lösen – durch einen zweimonatigen Mietverzicht“, erklärte Werner Szybalski von der LEG Mieter*innen-Initative Münster. Nicht durch Steuergelder, die beim Milchkauf anfallen oder von Arbeitgeber*innen einbehalten werden, kann das Problem der Verarmung immer weiterer Gruppen unserer Gesellschaft gelöst werden. Richtig wäre aus Sicht der Mieter*innen, so Szybalski, wenn nun die Reichen endlich einmal an den Kosten beteiligt werden. „Ein Ausgleich der steigenden Energiekosten durch einen zweimonatigen Verzicht auf die Kaltmiete dürfte den Eigentümer*innen der LEG im kommenden Jahre weniger als ein Fünftel der Dividendenausschüttung kosten“, hat Werner Szybalski berechnet.

Lars von Lackum: „Verzicht ist angesagt“ – genau, deshalb mietfrei wohnen im Dezember und Januar!

Werner Szybalski

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