Autofrei Wohnen in Münster

Im Oktober 2001 zogen die ersten Bewohner*innen, unter ihnen viele junge Familien, in ihre Zwei- bis Fünfzimmerwohnungen in der Autofreien Siedlung Weißenburg in Münster-Geist ein. Das Projekt aus dem kurzen, vierjährigen rot-grünen Frühling in der Domstadt wurde trotz der zwischenzeitlichen Abwahl der linken Ratsmehrheit Realität. 2018 wurde das Projekt durch 51 weitere Wohnungen – alle von der LEG Immobilien AG, die inzwischen den ehemaligen Bauherrn Wohnungsgesellschaft Münsterland GmbH (WGM) übernommen hatte, frei finanziert und entsprechend teuer – fertig.

Die Initiative für eine autofreie Siedlung ging schon 1993 von den Verkehrsverbänden im Umweltforum, dem Dachverband der münsterschen Umweltgruppen, aus. Federführend war die örtliche Gruppe des Verkehrsclubs Deutschland. Die Besonderheiten der Weißenburg-Siedlung beschränken sich nicht auf das Mobilitätsverhalten der Bewohner*innen. Sämtliche Mietwohnungen für die rund 400 Menschen, die in den ersten beiden Bauabschnitten des vorherigen jahrzehnts gebaut wurden, sind im Rahmen des Sozialen Wohnungsbaus, also öffentlich gefördert, sowie im Niedrigenergiehaus-Standard errichtet worden. Die meisten der Mehrfamilienhäuser weisen außerdem eine Nord-Süd-Ausrichtung auf. Dadurch wird die Sonneneinstrahlung optimal genutzt und die Heizkosten der Bewohner*innen können gering gehalten werden. Kein Wunder, dass die Bewohner des Altbestandes in der Weißenburg überwiegend zufrieden sind.

„Wir leben eigentlich alle sehr gern hier“, sagt Norbert Regniet, einer der vier Ansprechpartner des Vereins Autofreie Siedlung Weißenburg, der im August 2001, also schon vor dem Einzug der ersten rund 200 Bewohner*innen, gegründet wurde. „Das wichtigste erste Gremium des Vereins war neben dem Vorstand war die „Schlichtungsstelle“, das sich mit Konflikten rund um die Kfz-Freiheit beschäftigen sollte“, heißt es auf der Vereinswebseite: „Nach der ersten Bezugswelle der Siedlung trafen sich die BewohnerInnen-Gruppen weiterhin zu den Themen „Gemeinschaftswohnung“, „Freiflächen/Spielplatz“ und „Mobilität“. Nach einjähriger Vorarbeit und Fertigstellung einer Drei-Zimmer-Wohnung im zweiten Bauabschnitt wurde Im Mai 2003 der Bewohnertreff „Geistreich“ eröffnet. Der Verein Autofreie Siedlung Weißenburg führt gemäß seinen Zielen verschiedene Aktionen für alle Bewohner*innen der Siedlung und Gäste durch.

Am letzten Feriensonntag veranstaltete der Verein Autofreie Siedlung Weißenburg wieder einen Flohmarkt.

Neben der Gremientätigkeit berät der Verein in Fragen der Mobilität und stellt der Öffentlichkeit durch Führungen und Vorträge die Weißenburgsiedlung als Projekt ökologischer Stadtentwicklung vor. Durch ehrenamtliche Vereinsarbeit entstehen Angebote für alle Bewohner*innen: Fahrradwerkstatt

  • Selbsthilfereparaturwerkstatt
  • Rad- und Hängerverleih
  • Gemeinschaftsgarten
  • Unterstellplätze für Liegeräder und Lastenräder
  • Fußballtore für Kinder
  • Siedlungsflohmarkt im Sommer
  • Kommunikation in der Siedlung durch Bewohnerversammlungen
  • Schaukasten
  • Bewohnertreffpunkt und Vereinssitz Geistreich

Am vergangenen Sonntag (25. August) verwandelte sich die autofreie Siedlung in einen riesigen privaten Flohmarkt. Viele Kinder boten alles an, was sie nicht mehr benötigten. Dominiert wurden die Verkaufsstände aber von Familien, die neben Kinderkram insbesondere Kleidung und technische Geräte anboten. Selbst große Erwerbungen wurden übringens problemlos ohne Auto aus der Siedlung gebracht. Für die Verpflegung sorgte das Geistreich und für die Information der Besucher*innen des Flohmarktes die LEG-Mieter*innen-Initiative.

Die LEG-Mieter*innen-Initiative Münster informierte die Besucher des Weißenburg-Flohmarktes.

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