Mehrgenerationenwohnen im Südviertel kommt bis Weihnachten 2022

Über 100 Interessierte kamen am Donnerstagabend zum Infoabend des Wohnprojektes Südviertelhof.

Ende 2022 soll der Umbau der nicht mehr schulisch genutzten Josefschule im Süden Münsters abgeschlossen sein. Dann feiern rund 100 Bewohner des Südviertelhofs, ein Wohnprojekt von und für Mieter*innen, gemeinsam Weihnachten. Gemeinsam ist dabei wirklich ernst zu nehmen, denn die Initiatoren des Mehrgenerationenwohnen im Südviertel möchten „verschiedene Generationen unter einem Dach“ vereinen. Nicht nur Gemeinschaftsräume sondern auch Gemeinschaftswohnungen sind in dem Projekt an der Hermannstraße eingeplant.

Die Josefschule im Südviertel wird abgerissen, um dort ein Wohnprojekt für Jung und Alt unter einem Dach zu verwirklichen. (Foto: google maps)

Die zukünftige Wohngenossenschaft Südviertelhof, noch ist es eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts, lud am Donnerstagabend (26. September) in die Aula der Primusschule auf der Geist ein. Gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern informierten sie über den unmittelbar bevorstehenden Start der Umbauarbeiten an und in der Josefschule. Die Einlader vom Südviertelhof hatten die Stadt Münster, den Bauherrn Wohn- und Stadtbau sowie die Architekten zur Informationsveranstaltung eingeladen.

Stadtrat Matthias Peck.

Matthias Peck war zwar schnell weg, doch richtete der Stadtrat nicht nur Grüße aus, sondern verriet auch: „Wir wollen andere – insbesondere gemeinschaftliche – Wohnformen fördern.“ Zudem erklärte er, dass das „große Problem in Münster sei, dass es keine verfügbaren Grundstücke gäbe“ und versprach trotzdem: „Es wird eine Menge neuer Baugebiete geben.“

Peck verwies auf eine Pressemitteilung der Stadt vom selben Tag (siehe: Rekordinvestition in städtische Gebäude): „Aktuell überlegen wir, vor allem Grundstücke im Mehrfamilienhausbereich verstärkt im Erbbaurecht zu vergeben“, benennt Stadtrat Peck den Vorteil von deutlich langfristigeren Mietpreisbindungen. Zudem versprach er der Versammlung in der Primusschule, „Bauflächen für gemeinschaftliche Wohnformen freizuhalten“.

„Wir wollen andere – insbesondere gemeinschaftliche – Wohnformen fördern.“

Matthias Peck, Dezernent für Wohnraumversorgung, Immobilien und Nachhaltigkeit

Die Geschäftsführer der Südviertelhof GbR, Gianna Haake und Norbert Wieland, berichteten, dass die Miete für die frei finanzierten Wohnungen bei zwölf Euro pro Quadratmeter liegen werden. 60 Prozent der zukünftigen Wohnfläche wird aber öffentlich gefördert sein, weshalb der Mietpreis pro Quadratmeter in diesen Wohnungen bei nur 7,60 Euro liegen wird.

Der zukünftige Neubau des Südviertelhofs. Ansicht an der Front zur Hermannstraße.

Es werden sowohl einzelne Zimmer mit Bad und kleiner Küchenzeile in Gemeinschaftswohnungen mit Gemeinschaftsräumen als auch Fünf-Zimmer-Wohnungen für Familien entstehen. „Wir werden natürlich darauf achten, dass alle Mitbewohner*innen miteinander klar kommen“, erklärte Gianna Haake, die zugleich mitteilen musste, dass es schon jetzt fast zu viele Bewerber*innen für den Südviertelhof gäbe: „Neue Interessenten sollten sich mit einer Kurzvorstellung und dem Raumbedarf bei uns per Email bewerben. Alles dazu steht auf unserer Homepage www.suedviertelhof.de.“

Der gesamte Bereich soll mit einer Tiefgarage versehen werden. Als Selbstverpflichtung haben die Mitglieder des Südviertelhofes – auch aus ökologischen Gründen – beschlossen, dass die nur 0,5 Stellplätz pro Wohnung haben möchten. Deshalb wird es lediglich 50 PKW-Stellplätze, aber 90 Fahrradabstellplätze in der Tiefgarage geben. „Zusätzlich möchten wir Carsharing anbieten. Das könnte ebenso wie die Gemeinschaftsräume des Südviertelhof auch von den anderen Bewohner*innen des Viertels genutzt werden“, verdeutlichte Haake.

Zudem sollen im Südviertelhof weitere Räume und Gegenstände gemeinschaftlich genutzt werden. „Dies gilt zum Beispiel für Waschmaschinen oder auch den Werkzeugraum“, nannte Norbert Wieland Beispiele.

Links entsteht zunächst die dreigeschossige Kindertagesstätte. Im Erdgeschoss des Südviertelhofes befinden sich zukünftig auch die Gemeinschafträume.

Der Neubau des Südviertelhofes auf dem heutigen Schulgelände wird niedriger als das heute stehende Gebäude sein. Die Turnhalle der Josefschule sowie der Spielplatz davor an der Burgstraße bleiben erhalten. Allerdings wird es für die Nachbarschaft auch negative Begleiterscheinungen geben.

Zwölf Bäume, damit fast die Hälfte des Altbestandes, sollen für den Neubau gefällt werden. Dies gefiel nicht nur den direkten Anwohner*innen nicht. „Mir blutet das Herz, wenn ich daran denke, dass die Bäume in der Hermannstarße nahezu alle verschwinden“, erklärte eine junge Nachbarin. Eine Eigentümerin von der Burgstraße unterstützte sie: „Es ist traurig, dass alte Bäume in der Stadt fallen müssen.“ Die Architekten des Südviertelhofes versuchten die emotionalen Äußerungen zu entkräften, indem sie sich als Baumsachverständige ausgaben und einzelne Bäume für nicht mehr lange lebenstauglich erklärten.

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