Zweifelhafte Auskünfte

Am vergangenen Mittwoch bewiesen die Bewohner*innen der knapp 1200 LEG-Wohnungen in Wulfen-Barkenberg ein gutes Gespür dafür, was ihnen von Seiten des Vermieters an Informationen zum Verkauf ihrer Unterkünfte angeboten würde – eher wenig. Nur ein Drittel der 100 Besucherstühle im Gemeinschaftshaus Wulfen war besetzt. Als der LEG Mieterbeirat Wulfen-Barkenberg zur Erstinformation in die Gesamtschule einlud, waren mehr als vier Mal so viele LEG-Mieter*innen erschienen. Erneut waren auch einige Kommunalpolitiker*innen vor Ort berichtete die Dorstener Zeitung.

Dr. Volker Wiegel. (Foto: LEG)

Der neue COO der LEG, der 42-jährige Dr. Volker Wiegel, kam nach Wulfen, was deutlich macht, dass die öffentlichen Proteste der Mieter*innen bei der Unternehmensführung in Düsseldorf zumindest ernst genommen werden. Der Jurist und Diplom-Volkswirt ist, so die LEG auf ihrer Webseite, maßgeblich für die Weiterentwicklung der operativen Prozesse verantwortlich. Also genau der Richtige für fundierte Auskünfte darüber, was in den nächsten Wochen oder Monaten auf die LEG-Mieter an der Berkenberger Allee, dem Himmelsberg und drumherum passieren wird.

Doch die Aussagen der LEG-Mannes blieben vage. Gern hätten die Mieter den Namen des neuen Investors erfahren. Mehr als eine persönliche, unverbindliche Einschätzung des zukünftigen Eigentümers durch Dr. Volker Wiegel, der den Käufer als „reputabel“ einordnete, erfuhren die Mieter*innen nicht.

Knut Unger, Mieter*innenverein Witten.

Was bedeutet „reputabel“? Der Duden schreibt: „achtbar, aufrecht, brav, ehrenhaft, respektabel“. Es könnte also sogar besser werden, denn mit diesen Adjektiven würde wohl kaum ein*e Mieter*in die LEG beschreiben. Sorgen bereitete den LEG-Mieter*innen in Wulfen-Barkenberg auch die Aussage von Dr. Wiegel, dass der Kaufinteressent „viele Aufwertungsfantasien“ habe. Auch Knut Unger vom Mieter*innenverein Witten, der einige Dorstener mietrechtlich vertritt, schätzt diese Aussage nicht positiv ein: „Erstens, weil Aufwertung eine Klausel für Mieterhöhung ist, und zweitens, weil Fantasien gar nicht nach solidem Geschäft klingt. Das klingt eher schon jetzt wie eine Distanzierung der LEG.“

Die Stadt Dorsten, vertreten durch Bürgermeister Tobias Stockhoff und Stadtbaurat Holger Lohse, hoffen auf den neuen Investor und können selbst rein gar nichts tun, wie die Stadtführung deutlich machte. Sie hielten die Rücknahme von ehemaligen öffentlichen Wohnungen durch Dorsten oder das Land auch für „strategisch falsch“: „Sonst müsste die öffentliche Hand regelmässig dort einkaufen, wo es Probleme gibt“, erklärte Lohse laut Dorstener Zeitung. Ja, wo denn sonst?

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